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Bisherige Route:
Aug-Nov 18: La Rochelle-Spanien (Baskenland, Galizien)-Portugal
Dez 18-Mrz 19: Überwinterung in Lagos (Portugal)
Apr-Mai 19: Andalusien, Tanger, Gibraltar
Mai-Jun 19: Porto Santo, Madeira
Jul-Sept 19: Azoren
Okt 19-Jun 20: Überwinterung & Corona-Reisepause in Lagos
ab Jul 20: Kanaren
2021-2023: pendelnd Kanaren - Madeira -Azoren
2024: Kanaren - Madeira - Azoren - Nordspanien - Frankreich, Bretagne

Die Sache mit dem „Klick“ - Lagos, zweiter Winter

9/12/2019

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Wer suchet,
der findet
(vielleicht)

Als wir vor knapp 10 Jahren mit der BALU auf Reisen gingen, waren wir recht zügig unterwegs. Damals waren wir von der Ostsee der Küste Westeuropas entlang nach Portugal und von dort über Madeira und die Kanaren in die Karibik gesegelt, und über Kuba, Florida, Bermuda und die Azoren schliesslich wieder in die Ostsee zurückgekehrt, und das alles in zweieinhalb Jahren. Nun, bei unserer zweiten grossen „Auszeit“ unter Segeln, sind auch schon eineinhalb Jahre vergangen – und wir sind noch immer in Europa!

Das soll nicht heissen, dass uns das unter Druck setzen würde. Damals wie heute war das gewählte Reisetempo für uns richtig gewesen. Damals war es für uns stimmig gewesen, Europa nach relativ kurzer Zeit hinter uns zu lassen und gleich in die Karibik weiter zu segeln. Bei unserem jetzigen Törn ist es uns jedoch wichtig, etwas langsamer unterwegs zu sein. Wir wollen auch Europa genügend Zeit widmen. Wir möchten die Ziele nicht nur einfach „abfahren“, sondern wirklich auch etwas von ihnen sehen, etwas über sie erfahren. Wenn uns ein Ort gefällt, bleiben wir etwas länger und versuchen, ein Gespür für den Lebensrhythmus vor Ort zu bekommen, herauszufinden, was die Menschen dort bewegt und was ihr Leben prägt, ob diese Art zu leben uns anspricht, aber auch, welche Schattenseiten es gibt, und ob uns etwas an diesem Ort befremdet. Zum einen machen wir dies so, weil diese Art zu reisen uns einfach entspricht. Zum anderen, weil wir auf der Suche sind nach dem „Klick“ – dem „Klick“ der einem sagt: Hier könntest du dir vorstellen eine Zeitlang zu leben und etwas aufzubauen.

Das unterscheidet unsere jetzige Reise von der damaligen: Als wir damals mit der BALU in See stachen, wussten wir, dass wir wieder in die Schweiz zurückkehren würden. Dieses Mal ist es anders. Jetzt, unterwegs mit unserer OKOUMÉ, ist das „Ende“ der Reise offen. Wir könnten uns auch vorstellen, uns irgendwo im Ausland niederzulassen; eine Rückkehr in die Schweiz ist für uns nicht mehr zwingend. Unser Blick auf die bereisten Ziele ist nun daher ein ganz anderer als damals.

Jedoch: Auch wenn wir bisher viele schöne Orte angesteuert haben – so richtig klick gemacht hat es noch nicht. Die Azoren haben uns zwar gut gefallen, und auch die Blumeninsel Madeira und, vor allem, ihre kleine Nachbarin Porto Santo hatten es uns angetan. Auch hier in Lagos, im Süden Portugals, wo wir nun schon den zweiten Winter an Bord verbringen, fühlen wir uns sehr wohl. Aber wirklich hier zu leben, uns an einem der genannten Orte niederzulassen, können wir uns (noch?) nicht vorstellen. Es fehlt, eben, noch der „Klick“. Vielleicht ist es für den „Klick“ auch einfach noch zu früh. Vielleicht sind wir mental noch zu sehr im Reisemodus, vielleicht locken noch zu viele Ziele?

(Übrigens: Das Thema Reisetempo ist unter Seglern immer ein Gegenstand von Diskussionen. Als wir kürzlich von einem Seglerpaar zum Abendessen eingeladen wurden und von unserer bisherigen Reiseroute erzählten, meinten unsere sympathischen Gastgeber, da seien wir aber flott unterwegs gewesen. Sie hätten für die gleiche Route 20 Jahre gebraucht. Wie schön, dass das Zeitempfinden etwas so Relatives ist!)

Der „Klick“ ist bei uns also noch ausgeblieben, was die bisher besuchten Orte angeht. An Bord der OKOUMÉ haben wir ihn aber schon länger. Und zwar wohnt er irgendwo in der Ruderanlage und macht sich immer bei achterlichem Wind und einer gewissen Wellenhöhe bemerkbar. Das erste Mal hörten wir das Geräusch, als wir vor gut einem Jahr das Kap São Vicente im Südwesten Portugals rundeten. Deutlich, wenn anfangs auch nur leise, war ein Klicken zu vernehmen, das aus dem Bereich des Ruderschafts zu stammen schien. Weil das Geräusch bei den darauffolgenden Törns kaum mehr auftrat, kümmerten wir uns nicht mehr darum. Als wir dann aber von den Azoren nach Portugal zurücksegelten, tauchte es wieder auf und begleitete uns tagelang. Es fing an uns zu beunruhigen. (Wahrscheinlich war das Geräusch zeitweise verstummt, weil wir quasi den ganzen Sommer über Winde von vorne hatten und kreuzen mussten; erst bei der Überfahrt von den Azoren nach Portugal trafen wir wieder auf achterliche Winde und das Klicken war wieder da.)

So gut es ging, kontrollierten wir die Ruderanlage auf See, konnten die Ursache des Geräusches aber nicht ausmachen. Kurz nach unserer Ankunft in Lagos Ende September machten wir uns dann erneut auf die Suche nach dem „Klick“. Unser Freund Bernard, der früher als Segellehrer arbeitete und viel von Booten versteht, half uns dabei, mit viel Geduld und Enthusiasmus (danke, Bernard!). Wir kontrollierten nochmals Punkt für Punkt, was es zu kontrollieren gab, konnten aber nichts Aussergewöhnliches feststellen. Glücklicherweise ist die Ruderanlage auf unserer RM über die Backskisten und den offen gestalteten Technikraum gut zugänglich.

Natürlich haben wir die Sache auch Fora Marine (der Werft in Frankreich, die unser Boot gebaut hat) gemeldet. Inzwischen sind schon zweieinhalb Monate ins Land gezogen und um die 20 E-Mails (auf Französisch) hin und her gegangen und wir sind noch keinen Schritt weiter. Einerseits hat sich die Angelegenheit in die Länge gezogen, weil es immer sehr lange dauert, bis wir auf unsere Anfragen eine Antwort erhalten und ständig nachhaken müssen, andererseits, weil es auch das eine oder andere Missverständnis gab, da Französisch nun mal nicht unsere Muttersprache ist (oder weil die Werft uns nicht verstehen wollte, da es um eine Garantie-Angelegenheit geht, wenn es tatsächlich einen Schaden an der Ruderanlage geben sollte – unser Boot ist erst zwei Jahre alt). Wir lieben unser Boot, aber die Kommunikation mit der After-Sales-Abteilung der Werft braucht wirklich Nerven!

Der Stand ist momentan: Wir möchten die OKOUMÉ diesen Winter aus dem Wasser nehmen und das Ruder ausbauen, um die Lager zu kontrollieren und, falls nötig, zu ersetzen. Wir müssen dies auf unsere eigenen Kosten tun, so die Werft. Erst, wenn wir dabei tatsächlich einen Schaden feststellen, können wir einen Garantieantrag stellen; welcher Betrag uns dann rückerstattet wird (ob nur der Betrag über die benötigten Ersatzteile oder ob auch die vorgenommene Arbeit abgegolten wird), ist völlig offen. Bevor wir mit Sopromar (einer nahegelegenen Werft) einen Krantermin vereinbaren, wollen wir aber die entsprechenden Ersatzteile sicherheitshalber schon da haben, denn wir haben wirklich keine Lust, wochenlang auf dem Trockenen zu bleiben und auf allfällige Ersatzteile warten zu müssen. Die Rechnung für den Liegeplatz im Wasser ist schon bis Ende März beglichen und für den Platz auf dem Trockenen müssten wir extra bezahlen. Und die Aussicht, wochenlang auf dem an Land aufgebockten Boot zu wohnen, reizt uns auch nicht sonderlich.

Für die Bestellung der Ersatzteile hat uns Fora Marine letztendlich direkt an den Hersteller der Ruderanlage (JP3) verwiesen. Leider scheint der zuständige Herr dort ebenfalls eine tiefe Abneigung gegen das Schreiben von E-Mails zu hegen, denn wir warten bereits wieder über eine Woche auf die Bestellbestätigung… Wir versuchen, der Sache mit Humor zu begegnen und fragen uns bisweilen, ob in Frankreich nicht nur die Bahn, sondern auch die ganze Bootsindustrie in den Streik getreten ist. Aber eigentlich ist uns das Lachen vergangen. Von der Werft fühlen wir uns alleingelassen und auch schlecht behandelt, denn in einer der letzten E-Mails hat die Werft einen auffallend scharfen Ton angeschlagen, der, in unseren Augen, Kunden gegenüber völlig unangebracht ist. Da Französisch für uns eine Fremdsprache ist, haben wir die E-Mail französischen Freunden gezeigt, die uns diese Empfindung bestätigt haben.

Aber genug gemeckert! Ansonsten können wir uns wirklich nicht beklagen. Wir sind gut in unserem „Winterlager“ hier in Lagos angekommen. Wir geniessen den perfekt geschützten Liegeplatz, das charmante Dorf und die tolle Seglergemeinschaft in der Marina. Was uns am Überwintern hier in Lagos so gut gefällt, haben wir ja schon in unseren Beiträgen vom letzten Jahr (Dez, Jan, Feb 18/19) beschrieben. Wenn wir nicht gerade wandern, Ausflüge unternehmen, Besuch aus der Schweiz empfangen, mit den Bootsnachbarn plaudern, Musik machen, lesen, Radio hören, kochen, waschen, putzen, das Boot auslüften und entfeuchten, Freunde einladen, auf den Wochenmarkt gehen, oder am Boot arbeiten – und wenn wir mal nicht auf der Suche nach dem „Klick“ sind –, widmen wir uns unseren neuen „Projekten“ oder auch Träumereien. Regula träumt zum Beispiel davon, einmal ein Buch mit nautischen Kurzgeschichten herauszugeben und vertieft sich ab und zu in ihre Notizhefter oder verschanzt sich hinter dem Computer (bis jemand auf einen spontanen Schwatz vorbeischaut oder sie sich von dem Gedanken ablenken lässt, dass das Wetter zu schön sei um vor dem Bildschirm zu sitzen). Thomas hegt ganz andere Sehnsüchte. Er träumt zum Beispiel von einem Boot mit Bodenheizung. Oder von einem grossen Subwoofer zur Vervollständigung der Musikanlange an Bord der OKOUMÉ (und sieht sich schon unter dem vorwurfsvollen Blick Regulas ein bedenklich grosses Loch in die Innenabdeckung fräsen). Einen satten Bass toppen könnte in Thomas‘ Augen nur noch ein Edelstahlanker der Marke ULTRA. Seit Neuestem liegt eine Auswahl an Ankern dieser verheissungsvollen Marke im Empfangsbereich von Sopromar aus (der nahen Werft mit Schiffsausrüster). Weil diese Anker nicht nur in Sachen Haltekraft und Design das Nonplus-ULTRA sind, sondern eindeutig auch was den Preis betrifft, muss Regula Thomas regelmässig am Hemdzipfel an den Prachtstücken vorbei aus dem Laden zerren, bevor er der Versuchung erliegt…

In unserem letzten Bericht hatten wir ja versprochen, nochmals auf unsere Überfahrt von den Azoren nach Portugal zurückzukommen und zusammenzufassen, was wir daraus gelernt hatten. Wegen des „Klicks“ ist dieser Eintrag nun ganz anders ausgefallen. Vielleicht haben wir auch zu viel Tristram Shandy gehört (es gibt eine deutsche Hörspielfassung, die wir uns manchmal, in besonders dunklen Winternächten, zu Gemüte führen; wir sind inzwischen bei Folge 5 von 9 angelangt). Für alle, die Tristram Shandy nicht kennen: Tristram Shandy ist eine Figur des Autors Laurence Sterne, der im 18. Jahrhundert gelebt hat. In Sternes Buch versucht Tristram seine Lebensgeschichte  aufzuschreiben, verzettelt sich aber ständig und schweift immerzu in Nebensächlichkeiten ab, so dass er es nicht einmal schafft, im ersten Band seiner Autobiographie seine eigene Geburt zu beschreiben…

Für einmal nehmen wir uns also Tristram zum Vorbild und verschieben die versprochene Zusammenfassung auf das nächste Mal ;-) Inzwischen wünschen wir allen eine frohe und ruhige Weihnachtszeit, und einen nicht allzu grauen Winter :-)
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