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Manchmal kommt es anders als geplant – Porto Santo und Madeira

13/6/2019

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Wo bleibt das Wetterfenster?









Madeira versüsst uns das Warten.
Eigentlich hatten vor, direkt von Porto Santo aus zu den rund 500 Seemeilen entfernten Azoren zu segeln. Aber es sollte anders kommen: Nach einigen entspannten, wenn auch windigen, Tagen im Hafen von Porto Santo zeichnet sich Mitte Mai tatsächlich ein günstiges Wetterfenster für den Sprung nach Santa Maria (der südöstlichsten Azoreninsel) ab. Doch dann erreicht uns eine traurige Nachricht und wir müssen für eine Beerdigung in die Schweiz fliegen. Weil die Flugverbindungen von dem benachbarten Madeira aus besser sind, segeln wir bei nächster Gelegenheit hinüber und lassen die OKOUMÉ während unserer Abwesenheit in der Marina Quinta do Lorde am Ostzipfel Madeiras liegen.

Nach einer intensiven Woche in der Schweiz kehren wir nach Madeira zurück. Regulas Bruder Christian begleitet uns; zu dritt erkunden wir während einiger sonniger Tage die Blumeninsel per Mietwagen und zu Fuss. Inzwischen ist es Juni und wir erleben die spektakuläre Inselnatur in ihrer vollen Pracht. Der Norden wuchert in wildem und saftigem Grün, auf der Hochebene Paúl da Serra blühen verschwenderisch die gelben Mimosen und überall zieren violette und weisse Blumen den Wegrand. Immer wieder kommen wir an terrassierten Bananenplantagen und romantischen Gärten im Schatten üppiger Pergolen vorbei. Neben den Strassen fallen die Klippen steil und gebieterisch in die Tiefe, der vulkanische Ursprung der Insel ist unübersehbar. Wir wandern entlang der Levadas – der teils jahrhundertealten Bewässerungskanäle, die die Insel durchziehen – durch üppiges Farngewächs und zauberhafte Lorbeer- und Heidewälder. Und wenn die Nacht hereinbricht hört man mancherorts den Micky Maus-ähnlichen Ruf der Sturmtaucher, die hoch über dem Meer in den majestätischen Klippen nisten.

Madeira hat wirklich viel zu bieten. Manches stimmt uns aber auch nachdenklich: Der Südteil der Insel ist fast so dicht bebaut wie die Goldküste am Zürichsee und es scheint kein Ende der Bautätigkeiten in Sicht. Die Bauwut nimmt auch gefährliche Auswüchse an: Im Bereich der Marina Calheta, in der wir nun liegen, kam es während Sicherungsarbeiten an der steilen Felswand mehrmals zu Steinschlägen. Im Februar traf eine Steinlawine das direkt unterhalb der Klippe liegende Restaurant Rocha Mar; eine 23-jährige Köchin kam dabei ums Leben. Auch jetzt, da die Arbeiten am Fels anhalten, wohnen noch Einheimische auf dem Dach des Restaurants in einer einfachen Hütte. Jederzeit könnte ein erneuter Bergrutsch das Ende bedeuten. Daneben trotzt das grosse, moderne Hotel Savoy den Elementen (und lockt mit aus Marokko importiertem hellem Sand die Touristen an) – was für ein Gegensatz zur einfachen Behausung gleich nebenan.

Die Arbeiten im Fels beeinträchtigen auch das Leben in der Marina Calheta. Der Landzugang über die Stege ist tagsüber aus Sicherheitsgründen gesperrt; erst ab 8 Uhr abends, wenn die Arbeiter am Berg Feierabend machen, wird der Zugang geöffnet. Wenn wir an Land wollen, winken wir dem netten Marinero, der uns mit dem Marina-Dinghy übersetzt. Während der Arbeitszeiten können auch die Duschen nicht benutzt werden (die eh so heiss sind, dass man sich eher verbrüht als erfrischt, während einem die dicken Kakerlaken aus den dunklen Ecken beim Duschen zusehen), und natürlich geht einem mit der Zeit auch der ständige Lärm der Pressluftbohrer etwas auf die Nerven.

Überhaupt ist das Bereisen Madeiras per Segelboot nicht so einfach. Es gibt schlicht keine wirklich gute Marina, geschweige denn eine geschützte Ankerbucht. Calheta ist, wie gesagt, steinschlag- (und kakerlaken-)gefährdet, Funchal chronisch überfüllt und schwellig, und in der Marina Quinta do Lorde – einem Luxus-Feriendorf, das aus dem Boden gestampft wurde – kommt man sich eher wie in einer (wenn auch hübschen) Theaterkulisse vor als wie in einem richtigen Hafen. Quinta do Lorde liegt zudem in einer sehr windigen Ecke der Insel. Es versuche mal einer, in dieser Marina Wäsche aufzuhängen! In Angst um das frisch gewaschene Bettzeug springt Regula zur Belustigung des ganzen Hafens wie ein Hampelmann auf dem Deck der OKOUMÉ auf und ab, während die Fallböen gierig in die flatternden Stoffe greifen. Eine bühnenreife Vorstellung passend zum Ambiente; „all the world’s a stage“, sozusagen...

Was uns in den Häfen Madeiras jedoch für vieles entschädigt, ist die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen. Während wir in der Schweiz sind, hat das Quinta do Lorde-Team ein Auge auf unser Boot und schickt uns sogar per E-Mail Fotos und die Nachricht, dass mit unserer OKOUMÉ alles in Ordnung sei. Und in Calheta empfängt man uns auch nach Feierabend noch mit einem Lächeln im Hafenbüro.

Auch wenn die Herzlichkeit der Menschen hier viel aufwiegt, möchten wir nun wirklich gerne zu den Azoren weitersegeln. Nur das Wetter will nicht so wie wir wollen. Am 8. Juni legen wir mit Ziel Azoren von Madeira ab, kehren aber nach ein paar Stunden nach Calheta zurück, nachdem uns am Westkap der Insel anstelle der vorhergesagten 10 Knoten Nordwind deren 25 auf die Nase wehen. Wir sind verunsichert: Ist dies nur der Kompression entlang der steilen Westküste geschuldet oder hat sich der Wetterbericht derart vertan? Am nächsten Morgen konsultieren wir erneut die aktuellen Wetterdaten und sehen, dass der Wind mehr nach Westen gedreht und sich auch verstärkt hat – keine guten Voraussetzungen für einen Schlag zu den Azoren. Wir entscheiden uns, abzuwarten.

Leider bessern sich die Aussichten auch in den kommenden Tagen nicht. Im Gegenteil: Ein dickes Sturmtief zieht auf die Azoren zu. So üben wir uns halt in Geduld und lernen noch mehr über die hiesigen Insel-Weisheiten und Eigenarten. Wir wissen nun zum Beispiel, wie man in der kultigen Strandbar von Madalena do Mar den besten Preis für den Kaffee erhält, denn da gilt die folgende Preisliste, die auf der Wand hinter der Bar angebracht ist:
„Um café“ = 1 Euro
„Bom dia, um café“ = 0.80 Euro
„Bom dia, um café, se faz favor“ = 0.70 Euro
(Übersetzung: „1 Kaffee“ = 1 Euro, „Guten Tag, 1 Kaffee“ = 0.80 Euro, „Guten Tag, 1 Kaffee, bitte“ = 0.70 Euro :-) )

Bemerkenswert ist auch der Bezug der Einheimischen zu den auf ihrer Insel hergestellten Alkoholika. Im Hafenbecken der Marina Quinta da Lorde lagern dem Gerücht nach 700 Flaschen „Aguardente“, dem in Porto da Cruz hergestellten Rum (die Distillerie ist übrigens beeindruckend und hat uns an die Karibik erinnert). Der genaue Lagerort ist geheim, nicht einmal Orlando, der seit über 10 Jahren in der Marina arbeitet, weiss, wo man den wertvollen Schatz denn nun wirklich vergraben hat. Und von dem Autovermieter in Calheta erfahren wir die folgende amüsante Geschichte: Ein ortsbekannter Seemann, dessen Sohn eine Bar in Paúl do Mar betreibt, segelt zurzeit um die Welt, an Bord einige Flaschen Madeira-Wein, die erst bei seiner Rückkehr in besagter Bar geöffnet werden dürfen. So lange würden wir nicht auf den Genuss des portweinähnlichen Trankes warten wollen und kredenzen uns gleich am selben Abend noch ein Gläschen desselben.

Während wir uns also kulturell und kulinarisch in den madeirensischen Alltag vertiefen und weiterhin auf ein Wetterfenster für den Schlag zu den Azoren hoffen, folgen hier ein paar Impressionen zu unserer Zeit auf Porto Santo und Madeira:
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Herzliche Grüsse
aus Calheta (Madeira),
eure OKOUMÉ-Crew
Thomas & Regula
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