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Aug-Nov 18: La Rochelle-Spanien (Baskenland, Galizien)-Portugal
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2024: Kanaren - Madeira - Azoren - Nordspanien - Frankreich, Bretagne

Irrfahrt im Nordatlantik - und warum müssen Franzosen immer rechnen? Azoren - Nordspanien - Bretagne

15/8/2024

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«Nachem Räge,
schiint d Sune»

Hochs und Tiefs
auf dem Nordatlantik

Seit unserem letzten Blogeintrag sind schon zwei Monate vergangen. Dass wir so lange nichts geschrieben haben, hat nichts damit zu tun, dass wir nichts erlebt hätten – im Gegenteil: Mitte Juni haben wir die Azoren in Richtung Irland verlassen und sind nach 12 Tagen auf See schliesslich ganz wo anders (in A Coruña) angekommen. Dann sind wir von Galicien nach Asturien gesegelt, haben von Gijón aus die Biskaya überquert und sind nun in der Südbretagne. Nein, dass wir erst jetzt wieder berichten, hat eher damit zu tun, dass uns momentan viel durch den Kopf geht, was das Fahrtensegeln und unser Leben auf dem Boot allgemein angeht. Wir machen uns oft Gedanken über unsere Zukunft, über das Hin und Her zwischen OKOUMÉ und La Palma. Aber davon später.

Hier in der Bretagne ist gerade sehr viel los. Es ist Hochsaison – Ferienzeit. Und wir befinden uns hier in einem der aktivsten Segelgebiete Europas. Auf dem Wasser und in den Buchten und Häfen geht es zu, wie während der Street Parade im Zürcher Hafenbecken! Die Häfen sind voll, die beliebten Ankerplätze sowieso; es herrscht ein reges Kommen und Gehen. Eben haben wir noch lange Passagen gesegelt, waren tagelang ganz allein auf weiter Flur, eine Nussschale im mächtigen Atlantik, eine kleine «Insel» namens OKOUMÉ unterwegs jenseits menschlicher Kontakte, das blaue Wasser unter dem Kiel 4000 Meter tief. Und jetzt unternehmen wir kurze Tagesetappen, mit hunderten von anderen Booten in rastloser Ferienhektik, die Küste immer in Sicht, das Wasser kaum mehr als 20 Meter tief. Was für ein Gegensatz! Wir müssen uns erst daran gewöhnen.

Auch auf dem Funk ist immer etwas los. Mehrmals täglich erschallt auf Kanal 16 ein «PAN PAN»: Ruderschäden, Motorenprobleme, Bitte um Abschlepphilfe – und natürlich alles auf Französisch. Und dann kommt noch dazu, dass die Franzosen offenbar ein unerschütterliches Faible für das Rechnen haben. Man kennt das ja von den Zahlen: 80 ist auf Französisch 4 mal 20 (quatre-vingts), 96 ist 4 mal 20 plus 16 (quatre-vingt-seize) usw. Was nun aber den Vogel abschiesst, ist, dass auch die Funkkanäle «berechnet» werden. Kanal 6 wird oft als «deux fois trois» wiedergegeben, Kanal 10 ist «deux fois cinq» etc. Es ist für uns ja schon schwierig genug, zu verstehen, was da jeweils überhaupt los ist – und dann müssen wir auch noch rechnen! Die spinnen, die Franzosen… 😉

Kulturelle (oft für uns auch amüsante) Besonderheiten, wie diese, auf Reisen aktiv zu «erfahren», ist immer noch etwas, was uns grosse Freude bereitet und uns bereichert. Dennoch haben wir, wie anfangs erwähnt, auch das Gefühl, dass das Weltenbummeln per Segelboot für uns langsam zu Ende geht oder nicht mehr das ist, was wir eigentlich suchen. Dies hat mehrere Gründe. Der Hauptgrund ist wohl, dass sich das Fahrtensegler-Dasein insgesamt verändert hat (oder zumindest scheint es uns so). Fahrtensegeln ist nicht mehr ein Lebensstil, sondern ist für viele nur ein Hobby von vielen geworden. Viele Bootsbesitzer leben nicht mehr wirklich an Bord, sondern verbringen jeweils ein paar Wochen oder Monate auf dem Boot und fliegen dann wieder nachhause. Man gibt nicht mehr seine Wohnung oder Haus auf, um sich für eine Zeit lang ganz dem Leben an Bord zu widmen. Man will die gewohnte Sicherheit nicht aufgeben, die Komfortzone nicht wirklich verlassen. Auch scheinen uns die Boote immer grösser zu werden und viele sie sind luxuriös ausgestattet. Das «einfache», naturnahe Leben wird oft nicht mehr gesucht. Auch wir haben ja inzwischen ein neues Projekt auf La Palma, dass uns gedanklich festhält, auch wenn wir auf dem Boot sind. Und schliesslich sind wir – nach all den Jahren, in denen wir mit dem Boot unterwegs waren – auch an einem gewissen Punkt angelangt, sind gesättigt an Eindrücken und des Hochseesegelns etwas müde.

Zudem mussten wir feststellen, dass die langen Törns von über eine Woche einfach nicht mehr unser Ding sind. Es scheint schwierig geworden zu sein, einen verlässlichen Wetterbericht für mehrere Tage zu erhalten. Längerfristigen Prognosen kann man nicht recht trauen (was eventuell mit den erhöhten Wassertemperaturen im Atlantik – oder dem Klimawandel? – zu tun hat). Auf unserer Überfahrt von den Azoren nach Nordspanien haben wir dies wieder eindrücklich erlebt. Eigentlich legten wir mit Ziel Irland ab. Das Wetterfenster sah perfekt aus, das Hoch über den Azoren sollte sich stabilisieren und sich bis nach Grossbritannien ausdehnen, so die Vorhersage. Am Nordrand des Hochs hätten wir dann mit günstigen Winden zum Ziel segeln können. Nach vier Tagen auf See sah die Situation jedoch komplett anders aus. Das Hoch war zusammengefallen, die Sturmtiefs zogen in unsere Richtung und bescherten uns viel Gegenwind. So entschlossen wir uns, nach A Coruña abzudrehen. Doch auch dieses Ziel war nun nicht mehr ganz einfach zu erreichen. 600 nautische Meilen von der spanischen Küste entfernt hatten wir mit einem Tief zu kämpfen, dass sich hartnäckig auf unserer Route festsetzte. Um das Zentrum mit den stärksten und ungünstigsten Winden (und Wellen!) zu vermeiden, fuhren wir einen grossen Umweg und lagen 18 Stunden lang beigedreht. Regula notierte hierzu in ihrem Seetagebuch:

8. Tag auf See, 25. Juni 2024: Was für eine Horrornacht. Wir sind die ganze Nacht über beigedreht geblieben. Der Wind hatte nochmals kräftig zugelegt und die See wurde richtig grob. Für mich beängstigend. Es zeigte sich jedoch, dass die OKOUMÉ die Wellen beigedreht gut abreiten konnte. Man durfte aber nicht hinsehen, sonst wurde einem angst und bange. Das Abendessen fiel entsprechend spärlich aus: Kräcker und Apfelmus direkt aus dem Glas, auf dem Salonboden sitzend, zwischen Navitisch und Pantry verkeilt.

Nebst dem schlechten Wetter machte uns einige Tage zuvor auch ein Wassereinbruch zu schaffen:

4. Tag auf See, 21. Juni 2024: Als ich während meiner Morgenwache das Bodenbrett in der Pantry hochhebe, um die Wasserversorgung auf den zweiten Tank umzustellen, trifft mich fast der Schlag: Knöcheltief steht Wasser in der Bilge! Und es ist salzig! Ich wecke Thomas und reisse die anderen Bodenbretter hoch. In allen hinteren und mittleren Bilgenfächern (bis zur Pantry) schwappt Wasser. Wir saugen alles auf und trocknen die Fächer, können aber zuerst das Leck nicht ausmachen. Die Fusspumpe, die wir zuerst im Verdacht haben, zu lecken (weil dies schon einmal der Fall war), ist es nicht. Am meisten Wasser steht in der Backbord-Backskiste, im Heck. Vielleicht ist hier eine fiese Welle eingestiegen? Nach zweistündigem Aufräumen sind wir schon ziemlich gerädert; kein guter Start in den Morgen. Auch der Wetterbericht für die Weiterfahrt nach Irland sieht schlecht aus: Bereits am So/Mo zieht eine kräftige Störung herein und bringt uns starken Nordwind. Und nachher ist schon ein grosses Tief in Sicht, genau über Irland. Was nun? Lange überlegen wir hin und her. Inzwischen ist wieder Wasser in die Bilge nachgelaufen! Die Bilgenpumpe kommt nochmals zum Einsatz. Dann entdeckt Thomas das Leck: Im Fach der Rettungsinsel ist ein Löchlein (ca. 3mm im Durchmesser), wo mal eine Schraube gesessen haben muss. Jedenfalls finden wir in der Backskiste darunter eine Unterlagsscheibe… Wir dichten das Loch mit «Leak Hero» ab. Bis jetzt (am Abend) ist es dicht und trocken. Puuuh!
Als wir abends im Cockpit noch ein Müesli essen, bläst ganz in unserer Nähe ein Wal aus! Es hat sich angehört wie ein Jumbojet, unglaublich. Der Wal zieht in unserem Kielwasser von dannen. Wow, wie eindrücklich!

Auch wenn uns dieser Törn, vor allem mental, viel abverlangt hat: Das Vertrauen in unser Boot ist noch immer gross. Die OKOUMÉ ist ein stabiles und schönes Schiff, dass auf allen Kursen gut zu segeln ist und sogar beigedreht ruhig liegt. Trotz widriger Wetterbedingungen haben wir keine wesentlichen Schäden zu beklagen, als wir in A Coruña einlaufen. Ausser anfänglichen Problemen mit der Internetverbindung über das Satelliten-Telefon (Iridium), einer defekten Frischwasserpumpe und einem gebrochenen Klodeckel ist alles heil. Wir entsalzen die OKOUMÉ gründlich (aussen wie innen), räumen alle Bilgenfächer aus und waschen diese aus, dichten das ominöse Löchlein im Rettungsinselfach frisch ab, installieren eine neue Wasserpumpe, reparieren das Klo, versehen die Backskisten mit einem neuen Abdichtband, putzen und polieren – und bald sieht die OKOUMÉ wieder (fast) wie neu aus.

Nun ist bereits Mitte August. Noch ein paar Tage werden wir uns hier in der Südbretagne ins Getümmel werfen. Anfangs September wird die OKOUMÉ dann eingewintert und wir fliegen zurück nach La Palma. Wie es mit der Segelei weiter geht, wird sich dann zeigen. Ob wir doch noch nach Irland segeln nächstes Jahr? On vera.

Herzlichi Grüessli a alli usem Golfe du Morbihan, Thomas und Regula
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