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Vom Bolo do Caco zur Ananas - Oder: Wie die OKOUME doch noch von Madeira zu den Azoren segelte

11/7/2019

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Santa Maria –
Ilha do Sol (Sonneninsel):
Wir sind auf den Azoren
angekommen!

Was lange währt, wird endlich gut. Nachdem wir über einen Monat auf ein Wetterfenster gewartet haben und einmal sogar wieder umgekehrt sind, erreichen wir am 1. Juli die Insel Santa Maria, das südöstlichste Eiland der Azoren. 4 Tage und Nächte und 520 Seemeilen liegen seit Porto Santo (Madeira) hinter uns, als wir am späteren Nachmittag bei ruhigen Bedingungen in den gut geschützten Hafen von Vila do Porto einlaufen. Wir freuen uns wirklich riesig, hier auf der Ilha do Sol – der Sonneninsel der Azoren – angekommen zu sein!

Und das Beste ist: Rückblickend können wir sagen, dass das lange „Warten“ auf Madeira eigentlich ganz gut war. So haben wir Orte auf Madeira kennen und schätzen gelernt, die uns sonst entgangen wären. Zum Beispiel das ganz im Westen der Insel gelegene Calheta, das nur wenig von Seglern besucht wird. Von der Steinschlagproblematik einmal abgesehen (siehe unseren Eintrag vom Juni) hat der hauptsächlich von Sport- und Berufsfischern genutzte Hafen eine eigene Atmosphäre, und das Leben im Ort ist entspannt und gelassen. Nach unserem missglückten ersten Versuch, zu den Azoren zu segeln, bleiben wir ganze zwei Wochen in Calheta „hängen“ und können so auch das Fest zu Ehren des São João, das dieses Jahr am 21. und 22. Juni stattfindet, miterleben. Am Strand gibt es Konzerte mit freiem Eintritt für alle und ein farbenfroher Umzug zieht Zuschauer von der ganzen Insel Madeira an. An der Promenade locken Bars und Stände mit Poncha (einem süsslichen alkoholischen Getränk mit Honig), Coral (dem inseleigenen Bier) und natürlich mit frischem Bolo do Caco (einer Art Fladenbrot, das meist warm und mit viel Knoblauchbutter gegessen wird). Natürlich darf auch „Frango assado“ nicht fehlen, gegrilltes Hähnchen mit einer Marinade aus Öl, Peperoni und Gewürzen. Um ein Grillhähnchen zu ergattern, braucht es jedoch etwas Geduld und eine gewisse Unempfindlichkeit gegen Rauchschwaden. Der typische Fettgeruch hängt auch nach tagelangem Auslüften noch in den Kleidern…

Zusammen mit der Crew der RUFFIAN (für lange Zeit neben uns das einzige andere bewohnte Segelboot im Hafen von Calheta) besuchen wir das Konzert von Pedro Abrunhosa, einem in Portugal seit Jahrzehnten bekannten Musiker und Künstler. Als Vorgruppe tritt eine portugiesische Elton John-Tribute-Band auf, die es wirklich drauf hat! Wir geniessen die sternenklare, warme Nacht, die tolle Musik und die gute Stimmung. Wir lernen einen Einheimischen kennen, der uns einiges über Pedro Abrunhosa erzählt. Er freut sich sehr, dass wir uns für die portugiesische Musik begeistern können und lädt uns alle auf ein Bier ein. Für uns ist das Bier auf den portugiesischen Inseln, das im Schnitt um 1 Euro kostet, verhältnismässig günstig – bei den Menschen, die auf den Inseln wohnen und hier für ein bescheidenes Gehalt arbeiten, sieht das natürlich ganz anders aus und wir schätzen die Einladung sehr.

Während der Zeit des „Wartens“ auf das gute Wetterfenster ist es uns also nicht allzu schlecht ergangen ;-) Gefreut haben wir uns auch darüber, viele nette Leute kennenzulernen, wie zum Beispiel die erwähnte Crew der RUFFIAN oder auch den bekannten Segler und Autor Sönke Rövers. Auf Porto Santo läuft er uns plötzlich über den Weg. Damals, als seine Frau Judith und er mit der HIPPOPOTAMUS um die Welt segelten, hatten wir, wie so viele andere, die Reise der beiden Segler aufmerksam verfolgt. Die Erlebnisse, die die beiden in ihrem Blog so eindrücklich schilderten, hatten uns ermutigt, 2010 selbst loszusegeln, damals noch mit der BALU, unserem früheren Segelboot. Es war schön und interessant, Sönke nun auch im realen Leben anzutreffen und mit ihm bei einem Sundowner an Bord der OKOUMÉ etwas zu plaudern.

Die Geduld hat uns aber nicht nur schöne Orte entdecken und nette Menschen treffen lassen, sie hat uns schliesslich auch eine gute Überfahrt zu den Azoren beschert:

Am 27. Juni legen wir um die Mittagszeit in Porto Santo ab und umfahren die Insel im Osten, denn der Wetterbericht sagt für diesen Tag noch Winde aus Nordwest voraus und wir wollen keinen Meter Nord verlieren. Dies bedeutet zwar, dass wir zuerst etwa 5 Seemeilen gegen Wind und Wellen motoren müssen, dafür haben wir aber von der Nordküste Porto Santos aus die bessere Ausgangslage, im Luv am westlich gelegenen Madeira vorbeizukommen. Der Wetterbericht stimmt: Als wir die Nordseite Porto Santos erreicht haben, kommen wir bei ca. 4 Windstärken hart am Wind gut vorwärts und machen flotte Fahrt westwärts. Nur der Seegang macht uns etwas zu schaffen. Die Wellen sind zwar nicht so hoch (ca. 2 Meter), sie sind jedoch recht kurz und steil. Wir vermeiden es, länger als nötig nach unten zu gehen und bleiben lieber an der frischen Luft…

Wir müssen uns erst an den Gedanken gewöhnen, dass unsere Welt nun 4 Tage lang schräg sein wird, denn gemäss Vorhersagen wird es während der ganzen Distanz beim Am-Wind-Kurs bleiben. Da wir jedoch eher schwache Winde erwarten (zwischen 1 und 4 Beaufort), passt das nicht schlecht. So können wir immerhin segeln; für einen Kurs mit achterlichem Wind würden diese Stärken kaum reichen. Zudem schiebt die OKOUMÉ wegen ihrer hohen Grundstabilität nur recht wenig Lage und mit der Zeit ist es ganz normal, die Schapps mit der nötigen Vorsicht zu öffnen und beim Kochen die Utensilien so zu platzieren, dass sie nicht ins Lee rutschen. Zum Glück hat unsere Pantry gut dimensionierte Schlingerleisten!

Am zweiten Tag kommt der Wind für ein paar Stunden aus Nord und später gar für eine kurze Weile aus Nordnordost. Freude herrscht an Bord und wir meinen schon, etwas abfallen zu können – da dreht der Wind wieder westwärts. Wir fragen uns, ob es in dieser Welt eigentlich auch noch etwas anderes gibt als Nordwestwind und ob wir jemals die Azoren anliegen können oder in die Karibik abdrehen müssen… Zum ungünstigen Wind gesellen sich auch noch ein paar dunkle Regenwolken, was die Stimmung der Crew nicht gerade fördert. Gegen Abend hin lösen sich die dichten Wolken jedoch wieder auf und am dritten Tag kommt er endlich, der ersehnte Nordost-Dreher! Der Wind pendelt nun zwischen 2 und 3 Beaufort, der Seegang nimmt merklich ab, die Sonne scheint von einem quasi wolkenlosen Himmel und wir segeln gemütlich unserem Ziel entgegen. Auch für Regula, die während der ersten 48 Stunden noch mit der Übelkeit gekämpft hat, ist das Unwohlsein nun definitiv passé. Thomas hat seine Seemannsbeine schon früher gefunden. Am letzten Tag erreichen wir das Zentrum des Azorenhochs. Der Wind fällt nun vollends zusammen und wir legen die letzten Seemeilen per Motor zurück.

Insgesamt ist es wirklich ein sehr schöner und ruhiger Törn geworden, mit 4 sternenklaren Nächten (das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen!). Tagsüber erhalten wir Besuch von Möwen und Tölpeln und ab und zu guckt ein zerfurchter Schildkrötenkopf zu uns hoch. Am letzten Tag sehen wir in einiger Distanz verschiedene Wale, einen Hai und immer wieder portugiesische Galeeren, die giftigen Quallen, die mit dem Wind durch das Wasser gleiten, ihr halbtransparentes, violett schimmerndes „Segel“ weit aufgespannt. Kurz vor Vila do Porto sorgt eine Schule kleinerer Pilotwale für Aufregung – die Tiere sind plötzlich ganz nah und tauchen nur wenige Meter vor dem Bug der OKOUMÉ wieder ab.

Anderen Schiffen begegnen wir während der zurückgelegten 520 Seemeilen kaum. Ein bis zweimal pro Tag erscheint ein Signal auf dem AIS. Meist kommen uns die Schiffe jedoch nicht nahe genug, sodass wir sie nur auf dem Bildschirm, nicht aber in Natura sehen können. Manchmal haben wir das Gefühl, in dieser friedlichen Welt aus Blau ganz allein zu sein. Weil alles so ruhig scheint, ist der Gedanke, die Wache etwas locker anzugehen, schon sehr verlockend. Wir hätten gute Lust, abends einfach beide schlafen zu gehen. Am dritten Tag jedoch werden wir einmal wieder eines Besseren belehrt: Tatsächlich erscheint ein Tanker am Horizont und hält genau auf uns zu. Wir rufen das Schiff über Funk und sind positiv überrascht, als wir umgehend eine Antwort erhalten. Mit freundlicher Stimme erklärt uns der Funker des Tankers, er habe uns bereits beobachtet und unseren Kurs und unsere Geschwindigkeit überprüft. Er ändert freundlicherweise seinen Kurs etwas nach Steuerbord, um uns die Vorfahrt zu lassen. Auf dem AIS sehen wir, dass der Tanker 226 Meter lang ist – das wäre ein böses Erwachen gewesen (zumindest für die Crew der OKOUMÉ), wären alle Beteiligten blind über den so einsam scheinenden Ozean geschippert. Wir werden weiterhin brav unsere Wachen gehen, scheint die Umgebung auch noch so ruhig!

Nun sind wir bereits seit über einer Woche in Vila do Porto auf Santa Maria. Der gut geschützte Hafen mit seiner Yachtie- und Fischer-Atmosphäre und der kleine, nur wenig touristische Ort haben es uns auf Anhieb angetan. Und auch hier haben wir bereits wieder viele nette Bekanntschaften gemacht. Einige Segler, die wir kennenlernen, sind regelrechte Azorenfans, die es jeden Sommer wieder zu den Inseln im Atlantik zieht. Manche haben sich in Santa Maria verliebt und sind schon seit langer Zeit hier, wie zum Beispiel Heidi und Robert von der PURA VIDA, die uns viel über die Insel zu erzählen wissen, uns schöne Ecken und gute Restaurants zeigen. Für zwei Tagen nehmen wir einen Mietwagen und erkunden die Insel, die mit 96km2 recht überschaubar ist, aber dennoch viel zu entdecken bietet. Der Inselwesten, in dem sich auch der Flughafen befindet, ist eher flach und trocken, der Osten hingegen ist sehr grün, fruchtbar und hügelig. Die Landschaft wirkt sehr idyllisch auf uns, mit ihren Weiden und Wiesen, den Rindern und Pferden, den gepflegten Wegen und weissgekalkten Häusern mit den farbenfrohen Tür- und Fensterrahmen, den Blumen und Agaven am Strassenrand, die einen denken lassen, man fahre direkt durch einen privaten Garten, den dichten Sicheltannen-Wäldern rund um den Pico Alto (dem mit 580m höchsten „Berg“ der Insel) und der absoluten Ruhe, die durch das Zwitschern der Vögel und das leise Rauschen des Windes in den Bäumen noch stärker auf uns wirkt.

Unsere erste Azoreninsel auf dieser Reise gefällt uns also wirklich gut. Nur den madeirensischen Bolo do Caco vom Strassenstand vermissen wir (vor allem Regula) schon etwas. Dafür können wir hier auf den Azoren nun die sagenhaften Ananas von São Miguel geniessen. Die eher kleinen Früchte sind unglaublich aromatisch und süss! Gut, dass wir an Bord keine Waage haben… Da können wir weiterhin ungestört den Leckereien der portugiesischen Küche frönen.

Die Vorfreude auf São Miguel, die Insel, die wir als nächstes besuchen wollen, steigt (nicht nur wegen der leckeren Ananas), und wir bereiten uns langsam darauf vor, weiterzuziehen. Nun folgen hier aber erst einmal ein paar Fotos von Calheta und natürlich auch von Santa Maria, der Sonneninsel, die, wie wir meinen, ihren Namen absolut zu recht trägt!

Bis zum nächsten Bericht, herzlichi Grüess us Vila do Porto, eure Thomas & Regula
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