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„It never rains in Tazacorte“ (oder so) - La Palma, la isla verde

3/12/2020

2 Comments

 
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Dürre und Waldbrände
haben der „grünen Insel“,
wie La Palma oft genannt wird,
in den letzten Jahren sehr zugesetzt.






Doch mit dem Regen
kehrt das Leben zurück.
Endlich! Es regnet – wie schön! Und dieses Mal sind es nicht nur ein paar flüchtige Tropfen, die quasi schon verdunstet sind, bevor sie den Boden erreichen (und die unsere Freundin Martina von der MAJE als „flüssige Sonne“ bezeichnen würde). Nein, seit ein paar Tagen haben wir einmal wieder einen richtigen Regen, bei dem man tatsächlich alle Luken schliessen muss und froh ist, wenn das Boot dicht ist. Ein richtiger Regen, der regelmässig auf das Deck prasselt, während man es sich drinnen im wohlig-warmen Salon gemütlich macht, einen Tee (mit Rum) trinkt, ein Buch liest – oder einen neuen Blogeintrag schreibt. Dies mag in euren Ohren komisch klingen. Aber nach einem guten halben Jahr ohne richtigen Regen – nach Monaten unter Sonne und blauem Himmel – haben diese Regengüsse wirklich etwas Schönes und Beruhigendes für uns. Und ausserdem macht es einfach mehr Spass, die Weinachts-Lämpli im Salon bei Regenwetter und im Pulli aufzuhängen als bei 30 Grad und im Bikini…

Der Regen wird hier auf den Kanaren auch dringend benötigt, denn die Inseln leiden schon seit Jahren unter anhaltender Trockenheit. Wir haben das Gefühl, die Welt um uns herum atmet auf. Allerdings: Gerade weil die Erde so trocken ist, kann zu viel Regen in kurzer Zeit auch dramatische Folgen haben und zu Erdrutschen und Steinschlägen führen. Vor Kurzem hat ein Steinschlag in Tazacorte grossen Schaden angerichtet; eines der Restaurants am Fuss des „El Time“ wurde komplett zerstört. Glücklicherweise war das Restaurant gerade geschlossen und es befanden sich auch kaum Passanten auf der Strandpromenade (es regnete ja in Strömen), und es wurde niemand verletzt!

Wir sind nun schon seit gut zwei Monaten auf La Palma, der nordwestlichsten Insel der Kanaren. In der Marina von Tazacorte haben wir einen guten Liegeplatz gefunden. Der Hafen ist bestens geschützt und ruhig. Wir treffen hier viele nette Segler (einige kennen wir schon von früher – die Seglerwelt ist wirklich klein!), der hübsche Badestrand liegt gleich um die Ecke und es mangelt auch nicht an charmanten Restaurants und Bars. Tazacorte besteht aus zwei Ortsteilen, einem kleinen Badeort am Meer (Tazacorte Puerto – hier war der Steinschlag) und einem etwas erhöht liegenden Städtchen (Tazacorte Villa), das man vom Hafen aus zu Fuss in etwa 15 Minuten erreicht. Die Stimmung hier ist freundlich und ungekünstelt, irgendwie herrlich „normal“. Der Tourismus ist nicht übertrieben (im Moment ist es wegen der COVID-Krise natürlich ruhiger als sonst – Ballermann-Stimmung herrscht hier aber auch ohne COVID nicht). Und auch daran, dass sich die Einheimischen nicht in einer normalen Lautstärke miteinander unterhalten können, haben wir uns inzwischen gewöhnt. Was in unseren Schweizer Ohren wie ein lautes Streitgespräch tönt, ist hier in Wahrheit eine ganz normale Unterhaltung. Und nein, die Leute haben nicht Südafrika am Draht, wenn sie hier auf der Strasse telefonieren, auch wenn man es meinen könnte…

Während der Grossteil Europas stark von der zweiten Corona-Welle getroffen wird, geht es hier auf La Palma recht gelassen zu und her. Die Fallzahlen sind konstant tief und die Einschränkungen viel weniger streng als am Festland. Es gibt zwar eine allgemeine Maskenpflicht, aber wir können uns frei bewegen. Die Läden und Restaurants haben auf (wenn auch aufgrund mangelnder Kundschaft mit teils reduzierten Öffnungszeiten) und im kleinen Rahmen finden auch kulturelle Veranstaltungen statt. Und Regula nimmt neuerdings auch Spanisch-Stunden.

Wir haben also wirklich Glück gehabt und sind zur rechten Zeit am rechten Ort! Es ist fast wie ein kleines Paradies hier. Und doch machen wir uns auch viele Gedanken über die Zukunft und sind etwas verunsichert, was uns das nächste Jahr bringen wird, wo unsere „Reise“ hingehen soll. Unser Weltenbummler-Lebensstil wird durch COVID natürlich sehr erschwert. Ist nun die Zeit, etwas Neues anzugehen? Könnten wir vielleicht hier auf La Palma heimisch werden, uns etwas aufbauen? Und auch kurzfristige Reisepläne sind nicht sicher: Über Weihnachten und Neujahr wollen wir in die Schweiz fliegen (unser letzter Besuch bei unseren Freunden und Familien ist schon eineinhalb Jahre her!), aber ob die Flüge dann wirklich durchgeführt werden oder ob uns die Corona-Krise doch noch einen Strich durch die Rechnung macht, weiss man halt nicht so genau. Flexibel bleiben ist die Devise…

Und doch: Wie unbedeutend und nichtig unsere kleinen Alltagssorgen doch eigentlich sind! Das wird uns hier auf den Kanaren immer wieder vor Augen geführt. Während wir uns um eigentliche „Luxusfragen“ Gedanken machen, bangen hier viele Einheimische um ihre Existenz. Und nicht nur COVID macht in diesem Jahr Schlagzeilen. 2020 wird auf den Kanaren auch als Beginn einer neuen Flüchtlingswelle in die Annalen eingehen. Von dieser Tragödie vernimmt man in den Schweizer Nachrichten kaum etwas. An die 20‘000 Migranten sind dieses Jahr bereits auf den Kanaren angekommen (zum Vergleich: 2019 setzten ca.2500 Flüchtlinge auf die Kanaren über; 2018 waren es deren 1300). Die Flüchtlinge kommen aus Marokko, dem Senegal, Guinea, der Elfenbeinküste oder Mali. Sie flüchten vor dem Hunger, der Armut, dem Klimawandel, der Korruption und der unsicheren Zukunft in der Sahelzone. Unter anderem weil die Mittelmeerroute inzwischen stärker kontrolliert wird, wagen sie nun die lange und gefährliche Reise über den Atlantik zu den Kanaren und riskieren dabei ihr Leben. Mehr als 600 Menschen starben dieses Jahr bei der tagelangen Überfahrt. Die Behörden auf den Kanaren sind mit dem Strom an Migranten überfordert. Die spanische Regierung hat den Kurs in der Flüchtlingspolitik verschärft und will die Flüchtlinge nicht auf das Festland lassen – man fürchtet wohl, dass man sonst die Migranten zur Flucht über die Kanaren ermuntern würde.

Ein Grossteil der auf den Kanaren eintreffenden Flüchtlinge wird nach Gran Canaria gebracht (hauptsächlich nach Arguineguín und Mogán). Aber auch hier auf La Palma kommen wir immer wieder mit der Flüchtlingsproblematik in Berührung. Fast täglich lesen wir auf unserem Navtex-Empfänger, dass Boote in der Gegend aufgefunden wurden oder sich in Seenot befinden. Wir haben auch schon mehrmals Hubschrauber auf Suchflügen beobachtet. Am meisten beeindruckt hat uns aber das Flüchtlingsboot, das eine Zeitlang auf dem Trockenplatz von Tazacorte lag (inzwischen wurde es weggebracht). Als wir vor dem einfachen, offenen Cayuco stehen, läuft uns ein kalter Schauer über den Rücken. Die Vorstellung, welche Verzweiflung Menschen dazu treibt, in ein solches Boot zu steigen und auf das offene Meer zu fahren – in einer völlig überfüllten Nussschale ohne jeden Schutz – treibt uns die Tränen in die Augen. Welche Strapazen die Menschen auf so einer Reise durchmachen müssen! Wenn wir mit unserer OKOUMÉ zur See fahren, tun wir dies mit einem hochseetüchtigen Segelboot, einer guten Sicherheitsausrüstung und reichlich Proviant; wir besitzen die Möglichkeit, Wetterberichte zu empfangen und unsere Route entsprechend anzupassen. Und trotzdem erfüllt uns die See immer wieder mit Ehrfurcht und wir begegnen ihr mit grossem Respekt. Gerade auf unserem Törn zu den Kanaren – unweit der afrikanischen Küste – war der Seegang beträchtlich. Wie es einem typischen Flüchtlingsboot in so einer Wetterlage ergehen würde, möchten wir uns nicht ausmalen.

Ja, wir sind wirklich in einer luxuriösen Lage. Wir haben die Freiheit und die Möglichkeit, unsere Zukunft zu gestalten, Entscheidungen zu treffen. Auch wenn es nicht immer einfach ist, herauszufinden, was der richtige Weg ist: Dass wir überhaupt die Wahl haben, ist ein grosses Privileg, das nicht vielen Menschen zuteil wird.

So, um den heutigen Tag etwas weniger schwermütig ausklingen zu lassen, werden wir uns nun mal mit der grossen Entscheidung beschäftigen, welchen Wein wir heute zum Abendessen aufmachen sollen ;-) Und euch wünschen wir inzwischen eine schöne Adventszeit, bliibed xund und gfrääss, und rutsched dänn guet is Nöie Jaar!

Herzlichi Grüess us Tazacorte, Thomas & Regula

P.S. Übrigens haben wir hier auf La Palma inzwischen eine Kuh gesehen (vgl. letzter Beitrag), sogar mehrere Exemplare!! :-)
2 Comments
Lutz, SY Forty8 link
25/12/2020 18:36:19

Liebe Regula, lieber Thomas,
jetzt habe ich nach längerer Zeit mal wieder in euren Blog geschaut. Es scheint euch gut zu gehen, so soll es sein. Und außerdem ist Tazacorte eine meiner Lieblingsmarinas, 2004 war ich das erste mal da, als da noch gar keine Marina war.
Anfangs per Charterboot, später mehrmals mit Forty8.
Eventuell kommen wir im Frühjahr mal wieder runter. Wie lange wollt ihr bleiben?
Liebe Grüße von den Azoren,
Lutz & Brigitte

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Thomas & Regula
28/12/2020 10:17:19

Hallo ihr beiden, schön von euch zu hören! Wir hoffen, ihr seid wohl auf :-)
So wie es aussieht, werden wir sicher noch eine Weile auf den Kanaren bleiben. Vielleicht sehen wir uns ja im Frühling, das wäre toll!
Liebe Grüsse in den "Norden", Merry Xmas und Happy New Year!
Thomas & Regula

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