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Bisherige Route:
Aug-Nov 18: La Rochelle-Spanien (Baskenland, Galizien)-Portugal
Dez 18-Mrz 19: Überwinterung in Lagos (Portugal)
Apr-Mai 19: Andalusien, Tanger, Gibraltar
Mai-Jun 19: Porto Santo, Madeira
Jul-Sept 19: Azoren
Okt 19-Jun 20: Überwinterung & Corona-Reisepause in Lagos
ab Jul 20: Kanaren
2021-2023: pendelnd Kanaren - Madeira -Azoren
2024: Kanaren - Madeira - Azoren - Nordspanien - Frankreich, Bretagne

Kälbergeburt portugiesische Art – Rückblick und Aussicht zwischen zwei Segelsaisons (Lagos zweiter Winter, Fortsetzung)

25/1/2020

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Auch in der Winterpause
ruft uns die See:
Neujahrsschwimmen in Lagos…







…und Probeliegen in der Rettungsinsel. Erstes gerne wieder, zweites hoffentlich nie im Ernstfall!
Ein regnerischer Dezemberabend in Lagos: Wir sitzen im „A Barrigada“, einem unserer Lieblingsrestaurants in der Gegend. Dieses Mal sind wir mit Regulas Bruder Christian hier, der uns für ein paar Tage an Bord besucht. Wir freuen uns auf den typisch portugiesischen Fisch vom Grill, die Knoblauchkartoffeln, den frischen Gurken-Tomatensalat. Und natürlich auf eine gute Flasche Wein. Wie in allen portugiesischen Restaurants läuft im Hintergrund der Fernseher. Normalerweise wird etwas Unverfängliches gezeigt, zum Beispiel Fussball oder der Wetterbericht; niemand schenkt dem Bildschirm Beachtung, alle widmen sich dem feinen Essen und geniessen das Zusammensein zu Tisch. Den Portugiesen wird das Ignorieren des Fernsehers im Restaurant scheinbar in die Wiege gelegt, und auch wir haben uns mittlerweile angewöhnt, uns vom Bewegtbild beim Essen nicht mehr ablenken zu lassen.

Doch dieses Mal ist es anders: Man hat das Programm gewechselt. Kein Sport, kein Wetter. Jetzt läuft ein amerikanischer Kanal mit Tiersendungen und portugiesischem Untertitel. Anstelle von Ronaldo in Siegerposen schleicht nun ein hungriger Löwe durch die Steppe. Anstatt einer hübschen Meteo-Moderatorin züngelt nun eine hochgiftige Schlange über den Bildschirm. Man serviert uns die Vorspeise: Oktopus-Salat mit Oliven. Im TV macht sich der Löwe über ein Zebra her. Das Blut spritzt, das Zebra zuckt. Wir stossen mit einem guten Glas Wein aus dem Dão-Gebiet auf einen schönen Abend an. Die Schlange würgt gerade eine grosse Maus herunter. Als der Hauptgang kommt, hat die Sendung gewechselt. Jetzt ist eine Doku-Soap über einen Tierarzt an der Reihe. Während wir den Fisch auf unserem Teller auseinandernehmen, wird im Fernseher ein Hund kastriert. Wir zupfen die Gräte aus dem Fisch. Der Tierarzt zieht mit einem Traktor ein Kalb aus einer Kuh. Wir schöpfen uns Kartoffeln und Salat. Sowohl das Kalb als auch die Kuh haben die Geburt überlebt.

Wir versuchen alles, um uns von den Bildern im Fernseher abzulenken. Wir plaudern, konzentrieren uns auf das Essen, besinnen uns auf unsere Geschmacksnerven, beobachten die anderen Gäste. Aber diese Sendung ist einfach zu viel. Im „A Barrigada“ gibt es zwei grosse Bildschirme im Hauptteil des Lokals, und einen kleineren im Eingangsbereich. Wohin man auch guckt: Man kann sich dem doch recht gewöhnungsbedürftigen Fernsehprogramm nicht entziehen. Sogar ein Blick aus dem Fenster bringt nichts, denn es ist schon dunkel und auch in der Spiegelung sieht man noch deutlich genug, dass der abgebrühte Tierarzt gerade eine Katze aufschneidet…  Als das Dessert kommt, sind wir fix und foxi.

Inzwischen waren wir noch zwei weitere Male im „A Barrigada“. In der Hoffnung, die Restaurantleitung hätte die Programmwahl inzwischen überdacht, besuchten wir das Lokal nochmals Ende Dezember, zusammen mit unseren Freunden Gabi und Horst von der ALUA, die ein paar Tage in Lagos Ferien machten. Und siehe da, man hatte wieder auf Fussball umgestellt. Alles gut, dachten wir. Doch als wir dann anfangs Januar mit Thomas‘ Tochter Melanie und ihrem Freund Pascal, die uns über Neujahr an Bord besuchten, im „A Barrigada“ essen gingen, mussten wir feststellen, dass man wieder auf den Tierkanal umgestellt hatte…

Im „A Barrigada“ gibt es den Winter über in regelmässigen Abständen „Fado-Abende“. Schon letzten Winter hatten wir diese Abende sehr genossen; die tragende Musik, der kraftvolle, berührende Gesang und die ganze Atmosphäre hatten es uns sehr angetan. Nächsten Samstag findet wieder so ein „Fado-Abend“ statt und wir haben einen Tisch für 8 Personen reserviert. Wir freuen uns schon sehr auf den Abend mit befreundeten Seglern (es kann lustig werden, denn es wird eine Mischung von Franzosen, Schweden, Engländern und Schweizern am Tisch zusammen kommen) und sind gespannt, welches TV-Programm man uns für diesen traditionellen Musik-Abend vorsetzen wird ;-)

Ansonsten ist es hier im winterlichen Lagos sehr ruhig geworden. Die grossen Touristenmassen bleiben aus, das Leben in der Stadt und im Hafen geht seinen gemächlichen Gang. Es ist auch kühl geworden, nachts fallen die Temperaturen öfters auf unter 5 Grad. So machen wir abends jeweils den kleinen Ölradiator an (oder, wenn es schnell gehen muss, auch mal die festverbaute Dieselheizung), stecken die Füsse in dicke Socken (zumindest Regula) und träumen von der nächsten Segelsaison (momentan schwebt uns als Sommerziel Südirland vor) oder schauen auf die vielen wunderbaren Erlebnisse der bisherigen Reise zurück. Gerne denken wir auch an unsere Überfahrt von den Azoren nach Lagos im September zurück, aus der wir einige Schlüsse gezogen haben, die uns für unsere kommenden Törns Aufwind geben. Diese Einsichten sind keine weltbewegenden Neuerfindungen, sondern allseits bekannte Grundsätze, die man sicherlich auch in verschiedenen Handbüchern findet. Nichtsdestotrotz ist es eine andere Sache, von diesen Dingen nur zu lesen, oder sie in der Praxis zu erleben und herauszufinden, inwiefern sie für einen selber hilfreich sind.

Die – für uns – wichtigsten Punkte sind die folgenden:

○ Gute Vorbereitung bringt Ruhe
In Ponta Delgada warteten wir lange auf ein Wetterfenster für den Sprung ans Festland. Dies hatte auch etwas Gutes: Wir hatten viel Zeit uns auf die Überfahrt vorzubereiten. Ganz in Ruhe konnten wir alle Vorkehrungen treffen, alles war bestens verstaut und verzurrt, sowohl an als auch unter Deck, wir hatten für mehrere Tage vorgekocht und Fleisch eingemacht, für die Nachtwachen lag alles bereit (auch die langen Unterhosen!), alle Hilfsmittel an Bord waren erprobt und funktionstüchtig, die Familie zuhause über unsere Abfahrt informiert. So „aufgeräumt“ und ganz in Ruhe abzulegen, hilft auch mental; ein guter Start in einen, hoffentlich, guten Törn.

○ Gute Wetterdaten unterwegs sinnvoll nutzen
Wir haben an Bord ein Satellitentelefon (Iridium). Mit Hilfe dieses Satellitentelefons können wir auch auf hoher See auf Wetterdaten zugreifen und sogenannte „GRIB-Files“ herunterladen (Wetterinformationen in grafischer Darstellung; wir verwenden hierzu die Software von „Mailasail“ und den Datenfilter über die sogenannte „Redbox“, www.mailasail.com/Communication/Red-Box). Für den Törn von den Azoren nach Portugal hat sich dieses System bestens bewährt, denn in diesen Breiten ist das Wetter oft wechselhaft und ändert von Tag zu Tag. Das Herunterladen von Wetterdaten unterwegs erlaubt es uns, unsere Route entsprechend anzupassen und, zum Beispiel, Stürmen weitmöglichst auszuweichen. Die Vorhersagen waren jeweils auf 48 Stunden hinaus sehr genau. Einmal lagen wir beigedreht, um den Durchzug einer Front abzuwarten; die Vorhersage des Frontdurchlaufs stimmte perfekt, der Wind drehte quasi auf die Minute genau von Südwest auf Nordnordwest!

○ Auf eigenen Erfahrungen aufbauen
Das Interpretieren der Wetterdaten braucht etwas Übung. Hat man einmal seine Erfahrungen gemacht, sollte man auf diese vertrauen und sich keinen Spekulationen hingeben, die einen nur verunsichern. So ist es uns, zumindest, auf dem Törn von den Azoren nach Portugal ergangen: Eines Tages erhielten wir von einer befreundeten Crew, die ebenfalls nach Portugal unterwegs war, eine Wetterwarnung (über das Satellitentelefon haben wir die Möglichkeit, auch auf hoher See mit anderen Crews in Kontakt zu sein, wenn diese ebenfalls ein Satellitentelefon haben; dies kann Sinn machen – wenn man gleichzeitig unterwegs ist, kann man zum Beispiel verabreden, täglich via SMS die Positionen auszutauschen). Der Inhalt der Nachricht war in etwa folgender: „Strong winds forecast for Saturday/Sunday. Will you be in the harbour by then? Take care.” Aufgrund der „GRIB-Files“ wussten wir schon, dass ein Sturmtief heranzog. Gemäss den Vorhersagen, die uns vorlagen, sollten sich die Windstärken in den Breiten, die wir ansteuerten (am südlichen Rand des herannahenden Tiefs), jedoch relativ im Rahmen halten. Die SMS verunsicherte uns aber nun. Hatten wir etwas übersehen? Waren unsere Prognosen nicht korrekt? Wir wussten, dass die verschiedenen Wettervorhersage-Modelle oft weit auseinander lagen, was die längerfristigen Vorhersagen anging. Die Warnung unserer Freunde war gut gemeint, wir konnten damit aber nicht viel anfangen, denn sie warf viele Fragen auf. Unsere Freunde befanden sich zu der Zeit gut 200 nautische Meilen nordwestlich von uns. Hatten sie bei der Warnung an unsere Position gedacht, galt die Warnung auch für den Bereich, den wir in ein paar Tage erreichen würden? Woher stammten ihre Informationen genau? Fragen, die mittels Kurznachricht kaum zu erörtern sind.
Die Kommunikation mittels Satellitentelefon hat Vor- und Nachteile. Ein Vorteil ist sicherlich, dass es einfach gut tut, von anderen zu hören. Ein positives Wort, ein kurzer Gruss in einer SMS und man ist nicht mehr so alleine auf der weiten See. Andererseits kann man sich nur knapp austauschen und der Austausch findet oft auch nur verzögert statt (manche Crews stellen ihr Satellitentelefon nur einmal täglich an). Zu viele Informationen können manchmal auch hinderlich sein! Sie werfen oft mehr Fragen auf, als sie beantworten. Für uns wäre es im beschriebenen Fall besser gewesen, auf unsere eigenen Wetterdaten zu vertrauen und mit den Informationen zu arbeiten, die wir wirklich einordnen konnten. Alles andere war Spekulation. Wie sich später zeigte, stimmten unsere GRIB-Daten sehr genau. Es war sicherlich gut, wachsam zu sein und sich auf schlechtes Wetter vorzubereiten. Die grosse Aufregung und Verunsicherung war aber umsonst gewesen.

○ Ängsten möglichst rational begegnen
Ich (Regula) habe Angst vor Gewittern. Gewitter gehen oft mit einem Frontdurchlauf einher. Als klar wurde, dass uns im zweiten Teil der Überfahrt eine Front treffen würde, kostete es mich grosse Überwindung, dies hinzunehmen. Im Geist sah ich schon die Blitze in unseren Mast einschlagen. Als die Front dann da war, brachte sie zwar Wind und viel Regen (und eine unangenehme Kreuzsee), aber keine Gewitter. Ich hätte mir die Aufregung also sparen können. Konzentration und eine gewisse Anspannung sind sicherlich nicht falsch, Angst vor dem, was kommen könnte, hilft einem aber nicht weiter. Mit Abstand betrachtet, ist es natürlich einfacher, dies so zu sehen ;-) Auf See wird es für mich wohl immer eine gewisse Überwindung darstellen, die Ungewissheit darüber, wie der Törn tatsächlich verlaufen wird, anzunehmen. Je länger der Törn, umso grösser die Überwindung.

○ Gutes Bauchgefühl an Bord
Unsere OKOUMÉ hat sich in den unterschiedlichsten Situationen, denen wir auf diesem Törn begegneten, bewährt. Sie gibt uns ein sicheres Gefühl, ihr Verhalten ist vertrauenserweckend, sie läuft sehr kursstabil. Unser Boot ist auf jeden Fall stärker als wir und hält viel mehr aus. Wenn wir unter Deck gehen, erfüllt uns, auch bei rauen Bedingungen, ein Gefühl der Ruhe und Geborgenheit. Wir vertrauen auch unserem Autopiloten (Raymarine). Sollte dieser doch einmal ausfallen, haben wir auch eine Windsteueranlage, die rein mechanisch (also ohne Strom) funktioniert. Schlafmangel ist der ärgste Feind einer kleinen Crew. Wenn wir müde sind, wissen wir, dass unser Boot auch unter Autopilot bestens läuft.

○ Gegenseitiges Vertrauen
Wir vertrauen einander. Wenn der eine auf Wache ist, kann der andere beruhigt schlafen (wenn es die Bedingungen zulassen ;-)). Wir halten uns an die ausgemachten Regeln. Zum Beispiel sind wir nachts auch im Cockpit stets angeleint. Wir verlassen das Cockpit nicht, ohne den anderen zu wecken. Und wir wissen und vertrauen darauf, dass sich beide an diesen Grundsatz halten und keine Dummheiten machen.

○ Man übe sich in Geduld
Auch nach vielen Törns noch immer keine einfache Sache. Wenn der Wind ausbleibt oder von vorne kommt, oder der Seegang einen nicht schlafen lässt etc., ist es nicht leicht, gelassen zu bleiben. Aber sich aufzuregen, bringt nichts. Die Natur gibt den Takt an, und wir müssen uns nach ihr richten, eine Erfahrung, die eigentlich sehr wohltuend ist (zumindest im Nachhinein). Also: Wenn man unterwegs (trotz gesetztem Gennaker) von einer Schildkröte überholt wird, sollte man dem Impuls, im nächsten Hafen sein Boot verkaufen zu wollen, nicht nachgeben.
 
Übrigens: In unserem letzten Beitrag haben wir ja vom „Klicken“ in unserer Ruderanlage berichtet. Inzwischen sind die Ersatzteile eingetroffen. Am 3. Februar ist der Krantermin bei Sopromar (der nahen Werft) und wir sind gespannt, was beim Ausbau des Ruders ans Tageslicht kommen wird (und ob überhaupt ein Schaden sichtbar ist). Wir werden euch auf dem Laufenden halten und danken an dieser Stelle nochmals allen, die uns in Sachen Ruder eine Rückmeldung gegeben haben. Wir waren überrascht, zu hören, dass offenbar vielen Seglern ein merkwürdiges Geräusch in der Ruderanlage nicht fremd ist. Es war für uns auch interessant, zu erfahren, dass einige von euch die Ursache des Geräuschs ausmachen und die Sache in Ordnung bringen konnten, während andere einfach nichts fanden, und mit dem „Klicken“ leben müssen (am besten gefallen hat uns der Tipp, die Wollmütze über die Ohren zu ziehen – und weiter geht’s!). Wir werden sehen, zu welcher „Klick“-Gruppe wir gehören werden.

Bis zum nächsten Beitrag, liäbi Grüess us Lagos und vill Spass bi de folgende Föteli,
Thomas & Regula
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