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Bisherige Route:
Aug-Nov 18: La Rochelle-Spanien (Baskenland, Galizien)-Portugal
Dez 18-Mrz 19: Überwinterung in Lagos (Portugal)
Apr-Mai 19: Andalusien, Tanger, Gibraltar
Mai-Jun 19: Porto Santo, Madeira
Jul-Sept 19: Azoren
Okt 19-Jun 20: Überwinterung & Corona-Reisepause in Lagos
ab Jul 20: Kanaren
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2024: Kanaren - Madeira - Azoren - Nordspanien - Frankreich, Bretagne

Vorbereitungen Teil 2: Die Zeit des Überwindens

24/3/2018

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Bereit sein, loszulassen

Von vielen Seiten hören wir immer wieder, wir seien mutig, unsere schöne Wohnung, unser Heim hier in der Schweiz aufzugeben, den sogenannt sicheren Job an den Nagel zu hängen, auf Reise zu gehen und uns für eine ungewisse Zukunft zu entscheiden. Diese Feststellung ist für uns irgendwie merkwürdig, denn wir können beteuern: Wir sind überhaupt nicht besonders mutig! Wir versuchen  bloss umzusetzen, was wir wollen.

Es ist wohl Ansichtssache. Für uns scheint es eher „mutig“, darauf zu vertrauen, dass man im regulären Rentenalter noch gesund genug ist, die Dinge anzugehen, von denen man träumt und das Leben lang aufgeschoben hat, in der Annahme, dass einen das Lebensmodell unserer Gesellschaft dies so aufzwinge. Oder ist es, zum Beispiel, nicht genauso mutig, eine Familie zu gründen? Selten hört man jedoch jemand zu einer Schwangeren sagen, sie sei aber mutig…

Unsere geplante Auszeit ist vielleicht etwas ungewöhnlich, aber es braucht unserer Ansicht nach nicht wirklich Mut, sich dafür zu entscheiden. Vielleicht kann man sagen, es braucht eher eine gewisse Bereitschaft. Eine Bereitschaft, mit den Konsequenzen zu leben. Eine Bereitschaft, sich den neuen Lebensstil zu verdienen, einerseits im ganz wörtlichen Sinn,  indem man vielleicht jahrelang Geld zur Seite legt und sparsam lebt. Oder auch in einem übertragenen Sinn: Indem man bereit ist, etwas Bestehendes aufzugeben, um etwas Neuem Platz zu machen, zum Beispiel die Wohnung, die Arbeitsstelle, die bekannte Umgebung, die „sichere Bank“ sozusagen (wobei diese Bank, wenn wir es genau betrachten, wohl nicht so sicher ist, wie wir meist denken).

Dass wir nun wirklich nicht besonders mutig sind, zeigt sich auch an gewissen Punkten auf unserer To-Do-Liste der Reisevorbereitung. Regula, zum Beispiel, schreibt sich für ein Flugangstseminar  ein und fliegt an einem sonnigen Sonntag anfangs März zusammen mit 11 anderen flugangstgeplagten Teilnehmern von Zürich über ein (alp)traumhaftes Alpenpanorama, um in Milano einen kurzen Espresso zu trinken und gleich wieder zurückzukehren. Auch wenn das Seminar sehr spannend war und immens geholfen hat: Fliegen wird bestimmt nie Regulas Lieblingstätigkeit werden, während 4,1 Milliarden Passagiere jährlich sorglos in den Flieger steigen.

Thomas muss sich in einer ganz anderen Sache überwinden: Er, der selten mehr als ein paar kleine Gläser Wasser pro Tag trinkt, muss für eine profilaktische Darmspiegelung literweise einer furchtbaren, abführenden Flüssigkeit in sich hineinschütten. Stundenlang quält er sich mit dem akuten Würgereflex herum - aber es muss sein, denn wir haben uns vorgenommen, vor der Reise einen Gesundheits-Check über uns ergehen zu lassen.

Überwinden müssen wir uns manchmal auch, was unsere schweizerische Angewohnheit der ausgeprägten Höflichkeit und Zurückhaltung angeht. 5  Monate hat unsere OKOUMÉ nun alleine in La Rochelle überwintert.  Als wir Mitte März endlich für eine Woche „Ferien“ zum Schiff fahren, müssen wir leider feststellen, dass die Werft unsere Mängelliste erfolgreich ignoriert hat. Nichts, aber auch wirklich gar nichts, war in dem knappen halben Jahr unserer Abwesenheit am Schiff gemacht worden – trotz diverser Telefonanrufe, E-Mails und Beteuerungen. Für einmal treten wir sehr bestimmt auf und lassen unserem Unmut freien Lauf, stehen erneut bei der Werft auf der Matte und erläutern, dass wir das Vertrauen in Fora Marine verloren hätten. Und siehe da, plötzlich beginnt die Sache zu laufen, die Werftmitarbeiter erscheinen tatsächlich schon am nächsten Morgen bei uns auf dem Schiff, die Mängelliste wird durchgegangen und erste Arbeiten werden auch schon erledigt.

Ehrlich gesagt: Eigentlich nahmen wir das mit den nicht abgearbeiteten Mängeln gar nicht so schwer, denn wir waren froh, unser Boot überhaupt gefunden zu haben! Als wir an jenem Sonntagabend in La Rochelle ankamen, war folgendes geschehen: Nach einer 10-stündigen Autofahrt sind wir müde, aber froh, ohne nennenswerte Vorfälle gut angekommen zu sein. Die 4m lange Aluminiumstange, die wir für das zukünftige Heckgestell benötigen und die wir auf das Autodach gebänzelt hatten, hat die Autofahrt auch gut überstanden. Der Kartonschutz und die Plastikumhüllung an den Rohrenden sind zwar durch den stürmischen Wind und Regen recht weich geworden und beginnen, in langen Fahnen vom Auto zu wehen – aber nun sind wir ja da. In der Capitainerie lassen wir uns den Zugangscode zu unserem Steg geben. Gemäss Angaben von Cyrille, der während unserer Abwesenheit ein Auge auf unser Boot hatte, liegt unsere OKOUMÉ nun nicht mehr am Steg der Werft, sondern an unserem neuen Jahresplatz: „Ponton 21, Place 76“ (*korrekter Platz der Redaktion bekannt*). Schnell öffnen wir das Tor zum Steg und laufen zügig den langen Ponton entlang – doch Platz 76 ist leer! Erster Unmut steigt in uns auf: Hat die Werft das Boot nun doch zu spät auf das Trockene gestellt, um daran zu arbeiten, und noch nicht wieder eingewassert? Oder liegt es noch am alten Platz? Mit unserer wehenden Fahne auf dem Autodach fahren wir, während es schon eindunkelt, die riesige Hafenanlage ab, suchen an den bekannten Plätzen im Wasser und zu Land, doch nirgends ist eine Spur von unserem Boot zu finden. Langsam werden wir nervös, rufen sämtliche Kontakte bei Fora Marine an, die wir haben. Es ist Sonntag und natürlich niemand zu erreichen. Wir hinterlassen diverse Nachrichten (sogar auf dem Handy des Direktors der Werft).

Da wir unser Boot nicht finden, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns in einem Hotel einzubuchen. Anschliessend schlendern wir durch die Innenstadt und versuchen, unsere mulmigen Mägen mit einem warmen Happen im „Ragazzi da Peppone“ zu beruhigen. Dann erreicht uns eine SMS von Maxime, dem Verkaufsleiter von Fora Marine. Unser Boot müsse am Steg 21, Platz 76  sein, er habe es selbst am Tag zuvor an diesen Platz gebracht. Regula wird nun definitiv bleich im Gesicht und auch Thomas schaut mit grossen Augen auf die Nachricht. Was, wenn das Boot gestohlen wurde? Wir haben eine Versicherung abgeschlossen, natürlich, aber zahlt diese und wenn ja, wann? Wie würden wir auf die Schnelle ein anderes Boot finden? Könnten wir uns überhaupt mit dieser Idee anfreunden? Wir haben unsere Wohnung per September vermietet und unsere Jobs auf Ende Juli gekündigt… Unkontrollierbar schwirren uns diese Gedanken durch den Kopf.

Nach einem klärenden Telefongespräch mit Maxime ergibt sich jedoch: Wir hatten uns in der grossen Marina verlaufen! Das Eingangstor zum Steg 21 ist das gleiche, wie um zum Steg 20 zu gelangen. Anstatt nach dem Abgang scharf links abzubiegen, waren wir – müde nach der langen Fahrt – geradeaus gelaufen, auf den falschen Steg, nämlich Steg 20. Der Zufall wollte es, dass ausgerechnet am Steg 20, der sonst voll besetzt ist, der Platz 76 leer stand. Als wir endlich den richtigen Weg gefunden haben und unsere OKOUMÉ sicher am Ponton 21, Platz 76, vorfinden, fällt uns ein Stein vom Herzen.

Mut hat es für diese Aktion nicht gebraucht – aber sicherlich die Bereitschaft, Peinlichkeiten in Kauf zu nehmen.

Bis zum nächsten Bericht (und jemand lasse mal den Frühling herein), herzlich
Thomas & Regula
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